TEXT: PAMELA RUSSMANN
Machen wir´s mit KI oder ohne?
Lena Marie Glaser ist Juristin. Es gab mal eine Zeit, in der jemand mit ihrer akademischen Ausbildung sich wenig Sorgen machen musste, von einem Computer ersetzt zu werden. Heute sagt sie, seien gerade jene Berufsfelder mit so genannter hoher Qualifikation gefährdet, durch Künstliche Intelligenz ausradiert zu werden. Kritisches, kreatives Denken, Problemlösung und zwischenmenschliche Kommunikation – einfach durch ein Computerprogramm ersetzbar? Was ist da passiert?
Lena Marie Glaser, 1984 geboren, drückt mit ihrem Buch „Künstliche Konkurrenz – KI als Jobkiller und Chance“ gewissermaßen die Pausetaste und versucht, die rasanten technologischen Entwicklungen zu sortieren, einzuordnen und für uns alle auf eine verständliche Ebene zu heben. Wie sie, die sich selbst als nicht besonders technikaffin bezeichnet, im Titel bereits anklingen lässt, ist dies keine Schrift, mit der sie eskalieren oder hysterisieren möchte, sondern Sorgen und Ängste gleichberechtigt mit einer positiven Aussicht kombiniert und nicht gegeneinander ausspielt. Es komme darauf an, wie wir diese Zukunft der Arbeit gestalten wollen als Gesellschaft. Es gehe um Verteilungsgerechtigkeit. Und wem wir die Deutungshoheit und die Wirkmacht darüber überlassen, in welcher Form Künstliche Intelligenz eingesetzt wird.
„KI bietet uns allen eine riesige Chance: für ein besseres Leben, mit guter, sinnvoller Arbeit für alle”
„Wir müssen lernen von passiven KI-Nutzer*innen zu kritischen, aktiven Zukunftsgestalter*innen zu werden, um die Gefahr zu bannen, dass KI als Machtinstrument bestehende Ungerechtigkeiten verfestigt”, merkt die Autorin an. „KI bietet uns allen eine riesige Chance: für ein besseres Leben, mit guter, sinnvoller Arbeit für alle”, wie Glaser optimistisch sagt.
Glaser, die ihren Job als Referentin im Finanzministerium gegen die Selbstständigkeit ausgetauscht und das Zukunftslabor „basically innovative“ gegründet hat, erforscht seit 2017 die Veränderungen und Trends am Arbeitsmarkt, Stichwort „New Work“. Themen, die gerade so brennen und am Puls der Zeit sind wie dieses, würden eine riesige Herausforderung und Verantwortung darstellen, erklärt die Expertin ihre Motivation. Sie stelle sich auch stets die Frage: „Wie nutze ich meine Plattform und schaffe den größten Nutzen für meine Leser*innen? Worauf lege ich den Fokus?” Dabei sei es ihr wichtig, verständlich und niederschwellig zu sein, trotz der Komplexität des Themas.
Ging es in den letzten Jahren um eine Arbeit auf Augenhöhe zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen, so verschiebe sich die Debatte nun immer mehr in die Richtung, welche Verantwortung und Fürsorgepflicht sich für Entscheidungsträger*innen ergibt, wenn es um die Frage geht: „Wer profitiert vom Vormarsch der KI in der Arbeitswelt?“ Denn egal, auf welchen Schauplätzen die Gefechte ausgetragen werden, letztlich „sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen, nicht Unternehmensgewinne.“
„Künstliche Konkurrenz“ von Lena Marie Glaser erscheint in der Reihe Leucht:Schriften im Leykam Verlag.
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