von Christina Kaiser
Wenn du an Minimalismus denkst, ist das Bild vor dir weiße oder neutrale Farbpaletten und leere Räume? Teilweise stimmt das natürlich, aber nicht alle Minimalisten leben in Tiny Houses, oder reduzieren sich auf 100 weltliche Besitztümer. In unserer Kultur, in der vor allem in den letzten 50 Jahren übertriebener Materialismus von vielen Seiten als Maßstab für Erfolg und Glück bewundert wurde, unterstützt von einer unerbittlichen Medien- und Werbeindustrie, sind viele von uns aufgewachsen und geprägt worden zu viel zu konsumieren.
Demgegenüber steht der Hauptgrundsatz des Minimalismus: den Konsum zu reduzieren und das Glück woanders als in Besitzgütern zu suchen. Der Grund: ein einfacheres, nachhaltigeres, umweltbewusstes Leben mit weniger Schulden und dem zusätzlichen Vorteil, im Einklang mit der Natur leben zu können.
Joshua Becker, Minimalist und Bestsellerautor von “The more of less” beschreibt den Vorteil von Minimalismus so: “Embracing minimalism brings freedom from the all-consuming passion to possess. It steps off the treadmill of consumerism and dares to seek happiness elsewhere.”
Vielleicht ist es für die meisten von uns nicht möglich, so weit zu gehen und als Minimalst*in zu leben, aber ein erster Schritt ist es, die Vorteile dieser Denkweise aus psychologischer, finanzieller und ökologischer Sicht zu erkennen. Psychologisch, da wir es dadurch schaffen können materielle Besitztümer nicht mehr mit Glück gleichzusetzen, finanziell, weil wir dadurch weniger kaufen würden und so Geld sparen, ökologisch, weil wir so nachhaltig Ressourcen sparen, weniger Müll produzieren und langfristig unsere Umwelt schützen können.
Die Schauspielerin, Designerin, Bloggerin & Autorin Rebecca Lina ist Minimalistin. Auf ihrem Instagram Account @elfenkindberlin teilt sie ihre Liebe zur Natur, wie Minimalismus und Familie funktioniert und wie ein schlichtes Zuhause trotzdem gemütlich sein kann. Uns hat sie einen sehr persönlichen Einblick gegeben in ihren Alltag und ihre Gedanken zum einfachen, reduzierten Leben.
Du wirkst sehr naturverbunden, auf das Wesentliche fokussiert, nachdenklich, überlegt und gleichzeitig ästhetisch sehr anspruchsvoll. Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Also tatsächlich ist es genauso, wie du mich beschrieben hast, ich bin super minimalistisch, versuche aber trotzdem so eine Gemütlichkeit reinzubringen. Also für mich ist es wichtig, dass wir hier nicht so einen Minimalismus haben, im Sinne von, man darf eigentlich nichts anfassen und sich hinsetzen und eigentlich ist es total ungemütlich. Ich bin immer bestrebt, es auch gemütlich zu haben. Das wiederum schaffe ich dadurch, dass ich, wie du auch gesagt hast, so naturverbunden bin, weil ich immer diesen Rhythmus der Jahreszeiten mit ins Haus hole. Es sind dann zum Beispiel immer die Blumen hier, die auch draußen sind. Zum Beispiel in der Weihnachtszeit wird natürlich auch bei uns dekoriert. Alle anderen sagen immer: ”Total krass wenig, was ihr so habt!” Aber ehrlich gesagt, mir ist es immer schon fast zu viel. Das mache ich dann vor allem für die Kinder. Ich bin aber super froh, wenn ich im Januar alles abräumen kann. Das ist der Minimalismus, den ich lebe.
Gab es bei dir so einen Zeitpunkt, wo du für dich selber beschlossen hast, irgendwie noch bewusster zu leben in Richtung minimalistischen Lebensstil? Kannst du mir darüber etwas erzählen?
Ich glaube tatsächlich, ich war schon immer so. Also ich komme aus einer Familie, wo wirklich viel rumsteht. Meine Mama ist das Gegenteil von mir, bei ihr ist alles voll. Mein Zimmer sah aber schon immer minimalistisch aus, dass auch alle, die mich noch aus meiner Kindheit kennen, sagen: “Es ist so lustig, wie sich dein Stil überhaupt nicht verändert hat!”
Also mein Jugendzimmer ist vom Stil her genauso wie meine Studentenwohnungen gewesen und auch wie unser Haus heute ist. Es sind auch ganz viele Sachen von früher, die sind hier auch noch, weil ich halt immer wenig haben wollte. Wenn ich mich für ein Möbelstück entscheide, dann bleibt das. Zum Beispiel der Esstisch, an dem ich gerade sitze. Den habe ich lange gesucht, als wir hier ins Haus gezogen sind. Und dann habe ich den gefunden und es war klar, dieses Teil wird jetzt für immer hier sein und wird nicht wieder ausgewechselt.
Das ist etwas, was sich so durch mein Leben zieht, also wenn ich Dinge anschaffe, dann sind die für die Ewigkeit! Ich überlege auch ziemlich genau. Das macht ja manchmal auch diesen Minimalismus aus, dass man wirklich ganz bewusste Kaufentscheidungen trifft. Und dann kauft man sich auch viel, viel weniger.
Du bist ja in den 80ern und 90ern aufgewachsen und gehörst somit zur Discount Generation. Das heißt plötzlich gab es Dinge zu kaufen, die gut ausgesehen haben, aber auch super günstig waren. Und da war irgendwie dieser Drang: “Wow, das ist aber super und da können wir gleichzeitig Geld sparen!” Es fällt auf, dass gerade diese Generation nun wieder weg möchte vom Massenkonsum. Wann kam für dich dieser Wendepunkt, wo du gesagt hast, du möchtest dich auch bewusster und nachhaltiger mit der Natur auseinandersetzen, und deinem eigenen Konsumverhalten?
Da hast du recht, dass wir diese Wohlstands Discount Generation sind. Wir hatten ja auch immer alles, das ist ja wirklich krass gewesen und auch immer alles in Massen. Aber mich hat das tatsächlich als Kind schon gestört, auch wenn Sachen weggeschmissen wurden. Also ich glaube ich bin bereits mit diesem Bewusstsein auf die Welt gekommen. Ich bin auch relativ früh vegetarisch geworden, ich glaube mit sieben. Ich habe schon früh viele Dinge in Frage gestellt und drüber nachgedacht. Also die Einkaufswagen voll machen, das habe ich irgendwie nicht gemacht.
Ich bin bereits mit siebzehn alleine nach Bremen gezogen. Bremen war eine sehr linksliberale Stadt und habe da in einem Viertel gewohnt, (das heißt auch Viertel) mit total vielen Künstlern und Ökos. Da habe ich als Studentin gewohnt und wurde so von diesem Lebensstil beeinflusst, den ich auch irgendwie gut fand. Ich weiß noch, ich hatte einen Freund, der kam aus einer sehr wohlhabenden Familie, die hatten ein total schönes Haus und waren mega Ökos. Und wenn du mich jetzt fragst, wann vielleicht so ein ganz bewusster Bruch kam, dann war das so irgendwie in diesem Zeitraum zwischen siebzehn und zwanzig! Ich weiß noch, dass ich das immer so mit großen Augen beobachtet habe und irgendwie toll fand und irgendwie dachte “Ah, das ist das, wo ich mal irgendwann hin möchte!”
Ich bin halt so ein richtiges Landkind. Das heißt, ich glaube, wenn man auf dem Land aufwächst und wenn du nebenan die Bauernhöfe hast, dann kriegt man natürlich diesen ganzen Wechsel der Jahreszeiten als Kind auch schon ganz anders mit. Meine Großeltern hatten immer einen riesen Garten, das heißt mein ganzes Gartenwissen, habe ich eigentlich von meinen Großeltern. Weil ich das bei denen immer erlebt hab und sie haben sich immer den ganzen Sommer über aus ihrem Garten ernährt.
Mein Lebensstil hat sich aber natürlich konstant entwickelt und er ist stark verändert worden, eigentlich mit der Geburt unserer Tochter. Da hat sich das alles nochmal umgeworfen und es ist noch intensiver geworden insgesamt.
Als wir unsere Tochter bekommen haben, da war ich knapp 27. Sie ist mit vielen Lebensmittel Allergien auf die Welt gekommen und hatte Neurodermitis. Dadurch bin ich sehr in die Auseinandersetzung mit Ernährung gegangen. Dabei habe ich tatsächlich meine Ernährung komplett auf Bio umgestellt. Weil ich sie gestillt habe, habe ich auch ganz viele Sachen nicht gegessen, weil sie dagegen allergisch war. Also mein Fokus war dann glaube ich die ersten 5-6 Jahre auf meiner Tochter und nur auf regional essen und biologisch und raw und etliche andere Trends, die so kamen. Daher kommt das mit dem sehr bewussten Essen und, als wir vor fünf Jahren umgezogen sind, war es mir dann so wichtig hier diesen Garten selber anzubauen mit dem Obst und Gemüse und auch vor allem die Kräuter, weil da so viel Heilung drinsteckt. So weiß ich, wo sie herkommen und sie sind immer greifbar. Ich gehe halt in den Garten und nehme was ich brauche. Das ist also für mich persönlich ein riesen Luxus und total schön.
Viele Menschen, die in der Stadt wohnen, setzen sich damit auseinander, wie sie ihren Lebensstil verändern können und damit bewusster leben können, da fällt so ein Lebensstil wie du ihn führst schwerer. Wie können wir allgemein als Gesellschaft bewusster leben?
Ich möchte nicht sagen, zieht alle aufs Land und baut euer Gemüse selber an! Denn das ist natürlich auch sehr viel Arbeit und dazu muss man wirklich richtig Lust haben.
Im Bioladen einkaufen zu gehen ist immer noch ein Luxus. Es kann sich nicht jeder leisten. Aber das soll keine Ausrede sein, denn wenn man ein bisschen guckt kann man mittlerweile in einem normalen Supermarkt, der einfach um die Ecke ist, sehr gut regional einkaufen. Man nimmt dann nicht die Äpfel, die aus Neuseeland kommen, sondern kauft eben regional und das steht ja mittlerweile überall dabei. Und man kann im Allgemeinen einfach bewusster mit den Ressourcen umzugehen. Da sollte ein Umdenken stattfinden. Vielleicht brauch ich nicht 5 Hühnerbeine, sondern vielleicht reichen auch vier? Es reicht auch wenn man weniger auf dem Teller hat.
Das Leben hat ja in den letzten 30 Jahren plötzlich irgendwie so Fahrt aufgenommen und das Angebot ist explodiert, dass man als Konsument quasi überrollt wird. Wenn man sich bewusst entscheidet etwas kürzer zu treten, dann merkt man manchmal, dass das plötzlich wieder mehr Zeit braucht, manches wird umständlicher. Z.B. von A nach B zu kommen, oder auch die Essenszubereitung.
Wir sind so krass geprägt. Dieses Schnelllebige, dieses überrollt werden, dieses höher, schneller, weiter. Das sehe ich auch so und merke aber im Umkehrschluss bei unseren Kindern, dass hier eine so ganz andere Generation heranwächst, die so super bewusst ist. Dadurch, dass die jetzt schon so aufwachsen mit diesem bewussteren Lebensstil, also genau das Gegenteil von dem, wie wir das hatten.
Folgende Geschichte erzähle ich ganz gerne: Ich liebe Orangensaft, frischen Orangensaft. Und tatsächlich manchmal so aus Faulheit, dass ich keine Orangen pressen möchte und den Saft eigentlich gleich trinken will lege ich mal gerne so eine Flasche O-Saft mit Fruchtfleisch in den Korb. Dann sind es aber die Kinder, die sagen: “Mama! Können wir nicht Orangen im Netz kaufen? Wir können den Saft doch selber machen? Das finde ich dann immer ganz schön, wie die Kinder einen daran erinnern und einem das auch so ins Bewusstsein bringen. Es geht halt eben auch anders. Man muss es nur mehr verinnerlichen. Aber klar, es kostet halt mega viel Zeit und Kraft und die haben wir halt auch oft nicht bzw. wollen uns die nicht nehmen.
Ich glaube aber tatsächlich, dass wir gerade trotzdem durch all diese Diskussion, die wir auch politisch haben, immer mehr ein Auge darauf haben, innezuhalten und Dinge zu verändern.
Wenn wir daran denken, dass in unserer Kindheit Familien Pausenbrote mit Alu- und Frischhaltefolie eingepackt haben um sie dann in die Plastikbox zu geben! Unsere Generation fängt nun allerdings wieder an die Sachen in Schüsseln zu füllen und Bienenwachstücher drüber zu machen.
Das ist eigentlich lustig, wenn man sich das mal überlegt, wo wir herkommen und wie wir es jetzt machen. Wir sind ja geprägt von all diesen Dingen. Ich finde, es ist auch falsch zu sagen, dass jetzt alle sofort das ändern müssen, das, was sie 40 Jahre lang gelebt und gelernt haben.
Aber es ist an der Zeit, dass wir was ändern, es ist total wichtig und ich glaube fast, dass alle, die die Kinder haben, werden durch sie noch viel mehr daran erinnert, dass sie es machen müssen. Ich glaube viele kommen dadurch schneller in diesen Prozess rein.
Dieses Abwägen zwischen wie viel Zeit investiere ich und wie möchte ich leben? Das ist für manche gar nicht so einfach. Wie gehst du mit dem Thema Zeit und dieser Entschleunigung um?
Unsere Generation war darauf ausgerichtet erfolgreich zu sein. Und ich habe sogar manchmal das Gefühl, man sagt “Oh, ich bin total gestresst oder ich habe so viel Stress!” Man muss das fast sagen, weil das gut ist, wenn man Stress hat, weil wenn du keinen Stress hast, dann hast du nichts zu tun. Nichts zu tun bedeutet: Du bist ja nicht wirtschaftlich! Es ist ja auch so ein bisschen das, was unsere Generation immer noch so umtreibt oder was irgendwie immer noch so mitschwingt.
Mein astrologisches Wissen, hilft mir diese Dinge besser zu erklären. Man weiß, dass es letztes Jahr eine Konjunktion am 21. Dezember gab und wir von einem Zeitalter ins nächste gerutscht sind: vom Erdzeitalter ins Luftzeitalter. Messbare Zahlenwerte, Gewinnmaximierung, die Ökonomisierung aller Lebensbereiche und auch leider die Ausbeutung des Planeten standen im Mittepunkt. Alles was darauf ausgelegt mega-wirtschaftlich zu sein, also viele Ressourcen zu nutzen und zu haben. Diese ist in den letzten Jahrzehnten sehr extrem geworden, dass immer noch mehr Ressourcen abgebaut wurden. Also es ging nur noch um Wohlstandsaufbau und dass alles effizienter und superschnell ist. Und auch jede Familie für sich hielt ihr Geld zusammen. Es wird eigentlich wenig geteilt und es muss alles vermehrt werden. Und das ist eben das, wie wir und auch die Generationen vor uns auch schon geprägt waren. 2020 ging dieses Phase in den Luftzyklus über, dieser wird 200 Jahre dauern und das gesamte Wassermannzeitalter 2000 Jahre, also bekommen wir ein ungefähre Ahnung davon wie viel Wandel uns bevorsteht. Für das Luftzeitalter stehen nun also Dinge auf der Liste wie eine Form des Minimalismus, das Klimabewusstsein, oder auch die Digitalisierung und gemeinsame Dinge zu machen ist alles das, was jetzt im Luftzeitalter auf uns zukommt, weil das steht im Zeichen Wassermann und der steht für Innovation und für gemeinschaftliches Denken. Handwerk bekommt wieder einen Aufschwung. Man gibt vielleicht wieder etwas bei einem Schneider in Auftrag wartet dann eben so lange wie es dauert. Aber man hat dann diese schönen, besonderen, handgemachten Stücke. Das ist genau dieser “Rückschritt”, den wir schon im Kleinen beginnen zu machen: mit Bienenwachstüchern statt Frischhaltefolie.
Es ist wichtig, das bewusst im Kopf zu haben, dass sich unsere Gesellschaft gerade extrem wandelt. Das ist auch sehr spannend für die Kinder, die jetzt auf die Welt kommen. Sie werden ja jetzt hineingeboren in diesen Wandel und die gehen von Beginn an mit diesen Ressourcen anders um als wir. Deswegen erhebe ich nie den Zeigefinger gegenüber unserer und älteren Generationen. Ich finde, man kann uns das eigentlich gar nicht so sehr vorwerfen, weil es ist eben das, was wir gelernt haben.
Natürlich sollte man auch Dinge ändern, wenn man sie sieht. Wir wissen allerdings auch, dass der Mensch total langsam ist. Wir hatten den Peak letztes Jahr am 21. Dezember und es wird 200 Jahre dauern, bis es wirklich bei uns so richtig angekommen ist.
Die neue Generation ist schon bereits in ihrem ganzen Mindset so krass verbunden miteinander und so global. Es wird halt nicht mehr nur so rechts und links und nur hier in meinem kleinen Umkreis oder in meinem Land geguckt, sondern es geht halt über die Grenzen hinaus. Und das ist das, was das Zeitalter sagt, dass wir uns noch mehr vernetzen über Grenzen hinaus und gemeinschaftlich denken. Das heißt, wenn jetzt sich die ganze Nation zusammensetzen und übers Klima diskutieren und gucken, was können wir machen, dann ist es genau das. Und dann braucht es da aber auch total viele junge Leute, die mit einem anderen Gedankengut sich wirklich überlegen, wie man das ändern kann. Und zwar nicht innerhalb von 50 Jahren, sondern vielleicht in den nächsten zehn Jahren schon.
Ich denke es ist wichtig, dass Erwachsene sich, wenn es um diese Themen geht, immer bewusst machen, dass wir diejenigen sind, die den Grundstein für den Lebensstil unserer nächsten Generationen legen.
Je älter Kinder werden, desto mehr Einfluss haben sie von Außen und ihr Konsum oder ihre Wünsche werden dadurch beeinflusst. Was tust du, wenn deine Kinder sagen: “Mama, ich möchte jetzt unbedingt diese Barbie Puppe!”
Ja, das passiert und ich finde es auch total gut und auch menschlich und auch wichtig. Da werden schon mal Wünsche geweckt. Es ist auch nicht mehr so, dass alle Waldorf-Kinder komplett plastikfrei aufwachsen, also zumindest nicht in meiner Welt. Es ist bestimmt viel reduzierter als bei anderen Familien, aber das gibt es eben auch und ich finde das auch gar nicht schlimm, wenn man das auch in Maßen tut und bewusst.
Meine Tochter hatte diesen Herzenswunsch, von so einem Tier, das diese Geräusche macht und läuft. Das sind meiner Meinung nach schreckliche Plastik-Viecher, so dass sich bei mir alles sträubt! (lacht) Aber sie hat sich das irgendwie ein Jahr lang zum Geburtstag, zu Weihnachten, zu Ostern gewünscht. Irgendwann habe ich tatsächlich diesen Chihuahua gekauft!
Wenn aber dann diese Spielzeuge so lange überdauern, weil die so gewünscht wurden und dadurch vielmehr ins fantasievolle Spiel kommt, dann finde ich ist es total ok.
Ich finde es schrecklich, da so dogmatisch zu sein und zu sagen: “Nein, bei uns gibt es nur Holzspielzeug, das ist einfach Quatsch und auch nicht zeitgemäß.”
Also oft fallen mir bei Instagram Kinderzimmer auf wo so viele Sachen rumstehen, wo ich hundertprozentig weiß, dass kein Kind damit spielt. Also z.B dieser Holzregenbogen, der oft nur gekauft wird, weil Mütter ihn geil finden.
Wir machen immer einen spielzeugfreien Sommer. Das bedeutet, dass sobald der Sommer losgeht, ich in Absprache mit den Kindern Spielsachen in Boxen verräume. Und das bedeutet, dass die Kinder mehr draußen spielen und dass sie einfach wirklich animiert werden mehr ins Spiel zu kommen. Jedes Jahr wieder bin ich erstaunt, wie toll das ist. Also was das auch für ein Mehrwert für die Kinder ist.
Wie machst du das eigentlich mit deinen Klamotten? Müsstest du regelmäßig aus und gibst es dann weiter? Wie gehst du damit um?
Also mein Stil ist ziemlich zeitlos und ich habe so ein Farbspektrum, das in meinem Kleiderschrank ist. Daher passt alles dann irgendwie auch immer gut zusammen. Und ich mache das tatsächlich bei den Kindern auch so banal. Da habe ich eine Farbpalette, sodass sie sich alles rausnehmen können und das immer zusammenpasst.
Ich selber trage ja total gerne Strickjacken. Ich habe zehn Strickjacken, also eigentlich alle, die ich hatte, sind jetzt weg, weil die kaputt waren. Die waren am Arm alle kaputt, oder vorne an den Taschen und bereits gestopft und so. Und ich dachte: Jetzt ist einfach mal gut. Die waren teilweise schon 15 oder 20 Jahre alt! Ich werde sie jetzt für unsere Pflanzen benutzen, um sie für den Winter einzupacken.
Als Gegensatz zu dem minimalistisch aufgeräumten, braucht es auch manchmal Chaos. Es gibt irgendwie immer Dinge, die zu viel sind oder nirgendwo ihren Platz finden. Hast du das auch? Hast du so einen Ort bei dem totales Chaos herrscht?
(lacht) Also einer meiner beiden Chaosräume ist unser Wäscheraum und der nervt mich extrem! Da wird die Wäsche so rein gedonnert und auch alles andere was wir nicht brauchen, weil wir haben keinen Keller. Und der zweite Ort ist mein Auto! Der Kofferraum ist halt auch wie so ein zweiter Abstellraum. Da sind z.B. total viele Blumenzwiebeln drin, die ich noch nicht gesetzt habe. Die fahre ich seit fünf, sechs Wochen in meinem Kofferraum hin und her, weil ich keinen besseren Platz gefunden habe...
Welche Themen beschäftigen dich jetzt gerade besonders? Also worüber denkst du gerade im Moment besonders viel nach?
Was mich wirklich extrem beschäftigt, ist tatsächlich der Klimawandel. Ich könnte verrückt werden, wenn meine Tochter mir erzählt, dass sie fünf Kinder haben möchte. Ich denke dann um Gottes Willen, in was für eine Welt werden meine Enkelkinder geboren? Das ist etwas, was mich sehr beschäftigt. Ich denke, da muss jetzt mal was passieren. Und zwar nicht nur in politischer Form, sondern auch in Form von jedem Menschen, der gerade noch lebt.
Ich sage gar nicht, dass jetzt alle vegan vegetarisch werden sollen, aber vielleicht wäre es schon ein Anfang zu sagen “Ich esse nur einmal am Tag Fleisch!” Also wenn das mehr Menschen machen würden, dann wäre auch fürs Klima schon echt viel gewonnen, ohne dass man jetzt sagt: ”Alle müssen vegetarisch werden!”
Ich denke auch sehr viel darüber nach was die Pandemie für Auswirkungen auf Kinder hatte und hat. Es gibt viele Kinder, denen geht es momentan nicht gut. Und mich hat das wahnsinnig erschrocken. Ich habe eine Umfrage gemacht auf Instagram und habe gefragt: Wie geht es euren Kindern? Brauchen sie psychologische Unterstützung? Meine Instagram Blase ist schon so eine Öko Wohlstands Blase aber selbst da haben 40 Prozent angegeben sie benötigen psychologische Unterstützung. Also wenn man das jetzt mal umrechnet, auf die Kinder, die jetzt nicht aus so gut situierten Familien kommen. Da mache ich mir Sorgen.
Die dritte Sache, die mich beschäftigt und mich persönlich betrifft, ist das Thema rund um “die Mitte des Lebens”. Es gibt eine Sonne, Uranus Opposition. Der Uranus braucht ungefähr 80 Jahre, um einmal herum zulaufen. Und wenn wir so zwischen 40 und 42 sind, ist der Punkt, wo der Uranus zu unserer Geburt stand und sich nun genau gegenübersteht. Und das ist schon so ein Peak. Also diese ganzen Jahre rund um den 42 Geburtstag können sehr aufwühlend sein.
Wir kennen diese Midlife Crisis eher aus dieser männlichen Sicht, dass die Männer ihre Frauen verlassen und sich eine jüngere suchen. Aber die Midlife Crisis betrifft jeden Menschen, also Mann und Frau. Und das finde ich gerade für mich total interessant zu spüren, wie sehr einen das betrifft, also wie sehr man immer so eine Rückschau macht auf das: Was habe ich gemacht? Was habe ich geleistet in meinem Leben? Wo will ich hin? Ich finde das gerade sehr interessant und es inspiriert mich sehr dazu mich damit tiefer auseinander zu setzen.
Im Gespräch mit:
Rebecca Lina verbindet ihr Wissen als Astrologin, Naturheikundige, ihre Schaffenskraft als Schauspielerin, Autorin, Designerin und ihr Muttersein in all ihrem Tun. Sie lebt, liebt und arbeitet gemeinsam mit ihrer Familien in einem Haus mitten in der Natur in Brandenburg. Erntet ihr eigenes Obst und Gemüse, freut sich über jedes Ei das ihre Hühner legen, spricht mit ihren Pflanzen und liebt es im nachhaltigen Einklang mit dem Mond und der Natur zu sein. In den Sozialen Medien teilt sie täglich ihr Wissen und ihr grünes, recht minimalistisches #slowlittlelife.
Hier sind es die kleinen einfachen Dinge, die ihre Welt verzaubern. Als Schaupielerin ist sie gerade zu sehen in den Serien „Andere Eltern“ und Blackout.