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Silvia Gattin: Alles eine Frage der Energie

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TEXT & INTERVIEW: CHRISTINE KLIMASCHKA


Silvia Gattin: Ecstatic Dance
Silvia Gattin: Ecstatic Dance

Wenn man nicht mehr 25 ist, wünscht man sich, dass man manche Menschen schon viel früher im Leben kennengelernt hätte. So ist es mir mit Silvia Gattin passiert. Unsere Wege haben sich leider erst gekreuzt, als ich 2019 nach einem längeren Auslandsaufenthalt aus Berlin wieder nach Wien zurückkam. Aber ich kann mich noch genau an das erste Mal erinnern, als ich Silvia bei einem Event in ihrem Concept Store in der Wiener Hollandstraße besucht habe. Die Energie hat sofort gestimmt!


Zeit für ein neues Kapitel


2010 hat Silvia Gattin ihr gleichnamiges Label gegründet, in dem sie Kleidung, Accessoires und Einrichtungsgegenstände mit einem speziellen Fokus auf Tradition, Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung vereint und dem westlichen „Ethno-Geschmack“ entsprechend adaptiert. Als Inspirationsquelle dienten der Kosmopolitin verschiedene Länder. Um diesen persönlichen Traum von „Where fashion meets travel“ zu verwirklichen, hing die studierte Betriebswirtin nach Zwischenstopps bei Rena Lange (München) und Condé Nast (Mailand) im Jahr 2009 ihren Job als Headhunterin in Zürich an den Nagel. Eine Rucksackreise durch Indien brachte sie schließlich auf die zündende Idee für ihre Modemarke. Nach mittlerweile acht Jahren mit dem Projekt Concept Store steht auf Silvias Energiekarte jetzt ganz groß „Change”: Es ist Zeit für ein neues Kapitel, bei dem eben diese Energie eine zentrale Rolle spielt.



Silvia Gattin: in ihrem ehemaligen Concept Store in Wien
Silvia Gattin in ihrem ehemaligen Concept Store in Wien
Der Mensch ist zu so viel mehr imstande als wir glauben.

Was hat dich dazu bewogen, nochmal ganz neu durchzustarten?


Ich beschäftige mich seit meiner Jugend mit holistischen Themen. Ich werde nie vergessen, wie es sich angefühlt hat, als ich nach der Matura  das erste Mal Yoga ausprobiert habe. Damals gab es in Wien ein einziges Yoga-Studio, nämlich das Sivananda Yoga Zentrum. Meine erste Rucksackreise durch Indien 2009 hat in dieser Hinsicht auch meinen Horizont vielfältig erweitert und dies war der Zeitpunkt, als ich beschlossen habe, mich selbständig zu machen. 2015 ist mein damaliger Freund an einem Gehirntumor erkrankt und ich habe begonnen, mich intensiv mit alternativen Heilungsmethoden zu beschäftigen und wie die Kraft von Meditation, der richtigen Ernährung, Bewegung und Natur eine positive Auswirkung auf den Körper hat. Damals habe ich das erste Mal von Joe Dispenza gehört und alle seine Bücher verschlungen und schnell verstanden, dass der Mensch zu so viel mehr imstande ist als wir glauben… 

Während einem der vielen Lockdowns, als mein Concept Store geschlossen bleiben musste, habe ich eine Ausbildung zum Ecstatic Dance DJ absolviert. Getanzt habe ich schon als kleines Mädchen viel, und als Studentin war ich immer die erste und letzte auf der Tanzfläche im Club. Seitdem sich die Welt wieder geöffnet hat, biete ich monatlich Ecstatic Dance Sessions an und bei jeder einzelnen dieser Sessions beobachte ich, was bewusste Bewegung, Musik, kollektive und individuelle Energie bewirken können. So vieles kann im wahrsten Sinne des Wortes weggeschüttelt, so viele Blockaden können gelöst werden.


Silvia Gattin: Kelim Boots
Silvia Gattin: Kelim Boots


Schließlich hat mich unsere eigene Kinderwunschreise zu vielen unterschiedlichen, höchst spannenden Therapeut*innen, Schaman*innen und Ärzt*innen gebracht, von denen ich viel lernen konnte. Einer davon ist Univ.-Prof. DDDr. U-Hyun Park, der für seine Zi-AP Park®-Methode bekannt und eine Koryphäe im medizinischen Qigong ist. Bei ihm befinde ich mich seit einem Jahr in Ausbildung. Parallel dazu habe ich mich in Costa Rica auf dem Gebiet des Biomagnetismus ausbilden lassen und diesen Sommer den Diplom-Lehrgang in Humanenergetik abgeschlossen. Die letzten Jahre waren also zusammengefasst eine Zeit des Lernens, ohne dass ich darüber nachgedacht habe, es zu meinem zweiten Standbein zu machen. Ich fühlte aber schon seit geraumer Zeit, dass eine Transformation in mir stattfindet, konnte diese aber lange nicht greifen und vor allem nicht definieren. Sie hat mir in erster Linie Angst gemacht. Es war eine sehr anstrengende Phase für mich. 


Als ich dann dieses Jahr im Frühjahr schwarz auf weiß die Jahresbilanz meines Geschäfts mit einem wiederholten Verlust vor Augen hatte, wurde mir Folgendes klar: Ich stecke so viel Energie in meinen Concept Store und Online-Shop, unterm Strich ist aber zu wenig übrig geblieben. Die gesamte wirtschaftliche Lage seit der Pandemie und die darauf folgenden Krisen sind eine enorme Herausforderung und ich musste mir eingestehen, dass ich keine Kraft mehr habe, mich weiterhin durchzuboxen. Gleichzeitig habe ich realisiert, dass ich auch nicht mehr Teil dieser schnelllebigen Konsumgesellschaft sein möchte, inklusive Social Media, und dass ich auf einer anderen Ebene mit Sicherheit mehr in Menschen bewegen kann. Also hat die wirtschaftliche Komponente diesen Prozess beschleunigt, und auch wenn der Abschied vom Concept Store sehr schwer war, freue ich mich mittlerweile auf die neue Reise, um als Energetikerin Menschen zu helfen. 


Wir leben dieses Leben nur ein Mal und das auf einem so faszinierenden Planeten, den wir mehr zerstören als ihn zu pflegen und zu hegen. 


Silvia Gattin Kelim Boots
Silvia Gattin

Wer steht dir in dieser Phase zur Seite?


Mein Mann beobachtet klarerweise meinen Prozess von Anfang an und hat immer schon gesagt, dass ich zu so viel mehr bestimmt bin. Mit meiner Freundin und Geschäftspartnerin Maryam Yeganehfar teile ich mir nicht nur unseren Concept Space in der Hollandstraße, sondern auch alle möglichen Ups and Downs. Und ich empfehle – nicht nur in solchen Lebenssituationen – eine*n Coach*in zu haben. Meine heißt Sonja Kato, sie ist seit Beginn meiner Selbstständigkeit eine wichtige Wegbegleiterin. Sie steht mir mit ihrem Know How zur Seite. Eine große Stütze sind auch meine Schwestern und meine Freundinnen, viele von ihnen sind auch selbstständig und haben mit denselben Herausforderungen zu kämpfen. Ehrlicher Austausch ist immer sehr hilfreich. 


Was wünschst du dir für die Zukunft?


Für meinen persönlichen Mikrokosmos wünsche ich mir, dass alle meine Liebsten gesund sind. Eine stabile Gesundheit ist die Grundvoraussetzung, um alles andere gut meistern zu können. Auf der Makroebene wünsche ich mir, dass die Menschheit mit mehr Bewusstsein, Liebe und Respekt durch das Leben geht. Liebe und Respekt sich selbst und seinem Umfeld gegenüber, der Umwelt, der Natur, den Tieren, den Meeren und Flüssen. Wir leben dieses Leben nur ein Mal und das auf einem so faszinierenden Planeten, den wir mehr zerstören als ihn zu pflegen und zu hegen. 



Silvia Gattin Energie
Silvia Gattin beschäftigt sich seit Jugendtagen mit Energiearbeit und holistischen Themen.
Einmal mehr beobachte ich, dass, wenn man die richtige Entscheidung getroffen hat, das Leben wieder fließt und sich die Dinge von alleine ergeben und alles wieder leicht sein darf. 

Was war die schwierigste Phase und was war die glücklichste Phase in all diesen Jahren?


Die schwierigste Phase war für mich, in diesem Zwischenraum zu sein. Nicht zu wissen, was kommt. Ich bin jemand, der eigentlich immer einen Plan, eine Struktur und alles unter Kontrolle hat. Dieses sich fallen lassen, loslassen und nur zu vertrauen, ist eine Herausforderung und eine Königsdisziplin. Aber ich bin sehr dankbar, durch diesen Lernprozess gegangen zu sein. Ich denke, die glücklichste Phase hat mit der Entscheidung, mein Geschäftslokal zu schließen, begonnen. Auch wenn mir diese endgültige Entscheidung sehr schwer gefallen ist, hat sie gleichzeitig so viel Erleichterung mit sich gebracht. Ich fühle nach wie vor, dass so viel Ballast und Verantwortung von mir abfällt. Und einmal mehr beobachte ich, dass, wenn man die richtige Entscheidung getroffen hat, das Leben wieder fließt und sich die Dinge von alleine ergeben und alles wieder leicht sein darf.  


Wie können Menschen, die so vielfältige Talente in sich tragen wie du, herausfinden, was ihre ganz große Stärke ist?  


Danke sehr für das liebe Kompliment. Ich denke, dass die größte Stärke in unserem Herzen liegt. Wir alle haben eine Aufgabe in unserem Leben, jede Seele hat einen Auftrag. Wir sind alle mit einem (oder mehreren) Talent(en) in dieses Leben geboren worden. Die Herausforderung liegt darin, eine Verbindung zu sich und seinem Herzen aufzubauen und in sich hineinhören zu können! Vielleicht bringt auch einfach jede einzelne Phase im Leben die Möglichkeit, die jeweilige Stärke zu entwickeln. Wer Schwierigkeiten hat sein Potenzial zu erkennen, dem empfehle ich, sich Impulse bei Mentor*innen, Coaches sowie Trainer*innen zu holen.  





Wir haben im April ein Interview mit Anna Abermann gemacht, die mit ihrer Getränkemarke Pona vor dem Aus stand und nochmal neu durchgestartet ist. Sie hat mir sehr offen erzählt, mit welchen Selbstzweifeln sie gekämpft hat und wie hart sie auch zu sich selbst war. Wie gehst du mit Fehlern bzw. Misserfolgen um?

 

Ich wünschte, wir wären diesbezüglich in den USA. Dort gilt: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.” Die amerikanische Kultur feiert regelrecht den Misserfolg, denn sie weiß, man kann aufstehen, die Krone richten und weitergehen. Ohne Bewertung, ohne Ver- und Beurteilung. In unserer (Neid-)Gesellschaft ist das leider anders, da werden Fehler und Misserfolge so negativ assoziiert. Viele können kaum ehrlich damit umgehen, weil sie sich nicht von ihrer schwachen Seite zeigen wollen. Ich bin der Meinung, dass Fehler eine großartige Chance sind, zu lernen und ich betrachte Misserfolge als etwas Positives. 


Liebe Silvia, vielen Dank für das Gespräch!



*Kooperation | Mitglied auf der Piazza

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